Französische Sommeruniversität: Frankreichs große Frauen

Dienstag, 11. Oktober 2022 | 

Immer ist in der Geschichte Frankreichs von großen Männern die Rede, den grands hommes – etwa von Napoléon Bonaparte oder Charles de Gaulle. Die Sommeruniversität des Frankreich-Zentrums der Universität Freiburg i. Br. machte 2022 hingegen die großen Frauen der Grande Nation, die grandes femmes de l’histoire de France, zum Thema.

Große Frauen in der Kunst

Frauen haben in der französischen Kunst nicht nur immer wieder eine wichtige Rolle gespielt, sondern waren in vielen Bereichen männlichen Künstlern um Längen voraus. Ein gutes Beispiel hierfür ist Alice Guy-Blaché (1873–1968), die erste weibliche Regisseurin Frankreich. In der Geschichte des Films aber muss man sie suchen. Dabei drehte sie Mit La Fée aux Choux (Ausschnitt auf youtube) 1896 den ersten fiktionalen Film überhaupt. Ihre Arbeit prägt bis heute den französischen Film, ohne dass ihr Name fällt.

Auch Autorinnen von Reiseberichten des 18. und 19. Jahrhunderts sind in Frankreich nur schwer auffindbar. Um überhaupt reisen zu dürfen, mussten Frauen sich zu jeder Zeit verhüllen, oder sie durften nur an der Seite ihres Ehemannes reisen. So etwa berichtet die Frau des französischen Forschungsreisenden Louis de Freycinet, Rose de Freycinet (1794–1832), in ihrem Reisetagebuch (Erstveröffentlichung: 1927) in Briefform über ihre gemeinsame Weltumrundung und konnte sich damit einen Namen machen – der in Vergessenheit geraten ist. Einer der ersten Cellistinnen der Musikgeschichte, Lise Christiani (1927–1953), ermöglichten ihre Konzertreisen u. a. nach Deutschland, Österreich, Dänemark, Schweden darüber zu schreiben.

Beide Frauen konnten also im Gegensatz zu vielen anderen auf Reisen gehen, und ihre Erzählungen erlauben bis heute Einblicke in ihre eindrucksvollen Erfahrungen. Diese Abenteurerinnen sind Heldinnen: Sie haben nicht nur gesellschaftliche Grenzen ihrer Zeit überschritten, sondern können bis heute als Pionierinnen und Vorbilder angesehen werden.

… in der Politik

Die Frauenrechtlerin und Revolutionärin Olympe de Gouges (1748–1793) ist die Verfasserin der Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin von 1791. Im Sommer der Terrorherrschaft Robespierres wurde die Gegenerin der Jakobiner angeklagt und am 3. November 1793 hingerichtet; der Historiker Karl Heinz Burmeister schrieb: „…sie büßte (…) auch für ihren Einsatz für die Rechte der Frau.”

Die Politikerin und Holocaust-Überlebende Simone Veil (1927–2017) entkriminalisierte als französische Gesundheitsministerin (1974–1979) den Schwangerschaftsabbruch (loi Veil); sie war Mitglied des Europäischen Parlaments (und von 1979-1982 dessen Präsidentin), Sozialministerin (1993–1995), Mitglied des französischen Verfassungsrates (1998–2007) und ab 2008 der Académie française. Am 1. Juli 2018 wurde sie – vielfach preisgekrönt – als fünfte Frau ins Panthéon überführt – in Frankreich eine Ausnahme hinsichtlich der Würdigung der Verdienste von Frauen.

… in der Geschichte

Erfolge und Heldentaten von Frauen werden stattdessen immer wieder in den geschichtlichen Hintergrund gerückt – dies gilt auch für die Zeit der Résistance. Viele Frauen haben sich zwischen 1942 und 1945 auf sozialer oder politischer Ebene unter Lebensgefahr für ihr Land eingesetzt.

Die meisten von ihnen sind in Vergessenheit geraten, zum Beispiel Marthe Cohn, auch bekannt als Chichinette, die 1920 in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren wurde. Die gelernte Krankenschwester floh während der deutschen Besatzung nach Südfrankreich; der französische Geheimdienst setzte sie aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse nach der Befreiung von Paris als (überaus erfolgreiche) Spionin unter dem Namen Martha Ulrich im Deutschen Reich ein (cf. Der Spiegel: Wie Marthe Cohn zur Weltkriegsspionin wurde). Über ihre Erlebnisse schrieb sie 2002 mit Wendy Holden das Buch Im Land des Feindes: Eine jüdische Spionin in Nazi-Deutschland; 2019 erschien ein Dokumentarfilm von Nicola Hens: Chichinette – Wie ich zufällig Spionin wurde (Trailer auf youtube).

Streit um Inklusion 

Eine Frage der diesjährigen Freiburger Sommeruniversität war folglich: Wie können wir unsere Gesellschaft in eine gerechtere und inklusivere Zukunft führen, in der Frauen einen gleichberechtigten Platz haben. Ein Thema, über das auch in den französischen Medien in letzter Zeit lautstark und sehr kontrovers diskutiert wurde – etwa ob die Frau eine aktive Rolle innerhalb der französischen Sprache einnehmen sollte (Stichwörter: langage épicène, écriture inclusive; cf. Gendersprache im Deutschen), z. B. durch die Nennung beider Geschlechter (Beispiel: citoyens et citoyennes).

Die Meinungen dazu könnten kaum weiter auseinanderliegen. So lehnen die Académie française in einem offenen Brief und die französische Regierung in einem Bulletin des Ministère de l’Éducation Nationale et de la Jeunesse die inklusive Schreibweise im Französischen explizit ab – und das, obwohl es sich hierbei keineswegs um eine Ausgrenzung des Maskulinums handelt, sondern um den Versuch, auf sprachlicher Ebene Gleichberechtigung von Frauen und Männern herzustellen. Schließlich ist Sprache der Grundstein für gesellschaftliches Zusammenleben und ein Medium, das eine Gesellschaft wie kein anderes prägt – und verändern kann.

https://dokdoc.eu/gesellschaft/19718/frankreichs-grosse-frauen/

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Klappe – die Erste! Neuer Imagefilm für den Master Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Mittwoch, 9. März 2022 | 

„Klappe, die Erste!”, hieß es am 21. Februar für das Team des Frankreich-Zentrums und die Kooperationspartner der Faculté des sciences économiques et de gestion in Straßburg, um den ersten gemeinsamen Imagefilm für den Masterstudiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen zu drehen. Begleitet wurden die Dreharbeiten vom universitätseigenen Produktionsteam der Universität Straßburg, das bereits zahlreiche Werbefilme für die Fakultät erstellt hat.

Das Drehteam der Université de Strasbourg zusammen mit Dr. Marion Neukam (Programmbeauftragte) auf der Terrasse der Faculté des sciences économiques et de gestion

Das Drehteam der Université de Strasbourg zusammen mit Dr. Marion Neukam (Programmbeauftragte) auf der Terrasse der Faculté des sciences économiques et de gestion

Da der Film unbedingt noch vor der „heißen“ Bewerbungsphase in Frankreich fertig werden sollte, blieb nicht viel Zeit, um das Drehbuch zu schreiben, Termine zu koordinieren und geeignete Mitstreiter zu finden. Außerdem blieb es spannend bis zum Schluss, da nicht klar war, ob der Dreh unter Corona-Bedingungen stattfinden kann. Am Ende aber waren die Innen- und Außenaufnahmen innerhalb eines Tages im Kasten und das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Tatkräftige Unterstützung erhielt das Drehteam von Emma Bédoucha und Océane Audren, beide im zweiten Masterjahr an der FSEG und mit sichtlich viel Spaß an der Sache. Die Idee war, persönliche Erfahrungen und Motivationen einzuholen, den Studienalltag Revue passieren zu lassen und Verantwortliche sowie Lehrende gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen. So standen Dr. Marie-Therese Mäder (Geschäftsführerin des Frankreich-Zentrums) und Florent Dousselin (Studienkoordinator des Frankreich-Zentrums) den beiden Studierenden Rede und Antwort hinsichtlich der Frage nach den Zukunftsperspektiven von Absolventinnen und Absolventen des Masters. Demzufolge finden 30% der Studierenden einen Job noch vor Abschluss des Studiums und immerhin 60% knapp drei Monate später. Die meisten sind dann entweder in der freien Wirtschaft tätig, wie etwa in der Industrie, in der Unternehmensberatung oder im Bankenwesen. Manche arbeiten aber auch im öffentlichen Sektor.

V.l.n.r.: Das Straßburger Drehteam, Emma Bédoucha, Océane Audren, Florent Dousselin, Dr. Marie-Therese Mäder

V.l.n.r.: Das Straßburger Drehteam, Emma Bédoucha, Océane Audren, Florent Dousselin, Dr. Marie-Therese Mäder

Emma Bédoucha berichtet außerdem von dem neu gegründeten Alumniverein, deren Vize-Präsidentin sie ist und der im letzten Jahr auf Initiative der „IWBler“ ins Leben gerufen worden ist. Der Verein setzt sich zum Ziel, ehemalige Studierende mit den aktuellen Jahrgängen zusammenzubringen und somit ein echtes Netzwerk von motivierten Personen zu schaffen, die sich für Innovation und das Deutsch-Französische engagieren. Darüber hinaus hilft er bei der Suche nach geeigneten Praktika oder beim Schreiben von Abschlussarbeiten. An Engagement und Herzblut mangelt es also nicht!

Am Ende aber waren die Innen- und Außenaufnahmen innerhalb eines Tages im Kasten und das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Hier geht es zum Video: https://seafile.unistra.fr/f/a98c9bf17e744ac3b664/

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Ein Europa der Regionen – leere Sprachhülse oder eine Wunschvorstellung politischer Eliten?

Dienstag, 9. November 2021 | 

Spannende Einblicke und Gedankenimpulse zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erhielt das Publikum am 04.11.2021 während einer Podiumsdiskussion zum Thema „Auf dem Weg zum Europa der Regionen: Politische Kooperation zwischen dem Elsass und Südbaden“, die im Rahmen der Jahresmitgliederversammlung des Fördervereins stattfand.

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Förderpreis des Fördervereins Frankreich-Zentrum

Donnerstag, 11. März 2021 | 

Wie jedes Jahr seit 2009 lobt der Förderverein des Frankreich-Zentrums den oder die jeweils Besten eines jeden Studiengangs mit einem Preisgeld in Höhe von 500€ aus.

In diesem Jahrgang 2020 haben insgesamt 9 Kandidat*innen die Bestnote erhalten.

Das Frankreich-Zentrum und der Förderverein gratulieren den Preisträger*innen ganz herzlich zu ihrer außerordentlichen Leistung.

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Literarisches Tandem: Eindrücke von Helene Bukowski

Freitag, 25. September 2020 | 

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Wir treffen Helene Bukowski auf einen Kaffee. Die Jungautorin, die im
letzten Jahr mit Milchzähne ihr Romandebüt feierte, ist seit Anfang
September im Rahmen des zum Stadtjubiläum ausgeschriebenen
Stipendienprogramms zu Gast in Freiburg, um hier an ihrem neuen Projekt
zu arbeiten.

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Gehen oder bleiben?

Donnerstag, 13. August 2020 | 

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Diese Frage stellte sich Studierenden während der Coronakrise (insbesondere der internationalen Studiengänge des Frankreich-Zentrums) gleich in mehrfacher Hinsicht. Je eine Studentin der beiden aktuell am Frankreich-Zentrum eingeschriebenen Masterjahrgänge berichten von ihren Erfahrungen, den Ängsten und Befürchtungen, die ihren Alltag während der Krise begleitet haben, aber auch von den unerwartet positiven Nebenwirkungen. weiter…

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Festakt – Das Frankreich-Zentrum feiert sein dreißigjähriges Bestehen

Donnerstag, 19. Dezember 2019 | 

Michael Roth 2.12.19

Michael Roth

Der Förderverein lud auch im Jahr 2019, dem Jubiläumsjahr des Frankreich-Zentrums, im Anschluss an seine Mitgliederversammlung zu einem Vortrag und diesmal auch zu gemeinsamem Feiern ein. Neben einem Rückblick auf die letzten dreißig Jahre wagte insbesondere Staatsminister Michael Roth einen Ausblick in die deutsch-französische Zukunft. Auf die nächsten dreißig Jahre! weiter…

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Ausflug des Fördervereins nach Sélestat

Dienstag, 28. Mai 2019 | 

Der jährliche Ausflug des Fördervereins führte dessen Mitglieder und Studierende des Frankreich-Zentrums in diesem Jahr nach Sélestat ins Elsass, wo die Bibliothèque Humaniste nach vierjähriger Renovierungspause im letzten Jahr für Besucher wiedereröffnet hat. Dort zeigt sich, dass der Europäische Geist, den wir heute leben, auch schon im 15. Jahrhundert erstaunlich lebendig war.

Bibliothèque Humaniste1 weiter…

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Vortrag von Georg Felsheim: Neue Chancen für Europa: Eine Dynamisierung der französisch-deutschen Partnerschaft mit Emmanuel Macron

Mittwoch, 5. Dezember 2018 | 

Georg Felsheim 30.11.18

In seinem Vortrag aus Anlass der jährlichen Mitgliederversammlung des Fördervereins am 30.11.2018 gelang es Georg Felsheim nicht nur, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern die Europapolitik Macrons verständlich zu machen, sondern auch, den Brexit einmal in einem anderen Licht zu sehen.

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11. Deutsch-Französische Kulturgespräche

Dienstag, 5. Juni 2018 | 

Demokratie(n) in der Krise – Europas Zukunft neu denken

Titelblatt Kulturgespräche 2018

… unter diesem Titel fanden die 11. Deutsch-Französischen Kulturgespräche Freiburg vom 26.-28.04.2018 statt, welche dem Publikum in Form von Vorträgen, einer Lesung, sowie einer Filmreihe und Foto-Ausstellung, die Gelegenheit boten, sich auf verschiedene Weise dem Thema zu nähern. Ferner ergänzten – ganz gemäß dem Thema der Demokratie – partizipative Workshops und Diskussionen das drei-tägige Programm.

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