Erstsemester-Ausflug (mit Hindernissen)
Mittwoch, 4. November 2020 |
Dieses Jahr ist bekanntermaßen alles anders. Und auch der traditionelle Erstsemesterausflug führte nicht wie sonst ins benachbarte Elsass, in die Vogesen oder die nahegelegene Schweiz, sondern zum gemeinsamen Wandern durch den Freiburger „Stadtwald“ und zum Picknick – mit Abstand – auf die Sternwaldwiese. Und auch das Wetter im sonst so sonnigen Freiburg zeigte sich nicht von seiner allerfreundlichsten Seite. Schön war es trotzdem.
Ein Morgen an einem nebelverhangenen Oktobertag, der Blick aus dem Fenster der Straßenbahn lässt kommenden Regen erahnen. Durch die Stadt, vor allem übers Unigelände, streifen noch mehr junge Menschen als sonst im Jahr, sind mit dem Entdecken der Stadt und der Hörsäle beschäftigt. Das geübte Freiburger Auge erkennt die etwas aufgeregt wuselnden, noch ein wenig fremdelnden Studienanfänger*innen auf den ersten Blick. Es scheint alles nicht ungewöhnlich für einen Tag in Freiburg Mitte Oktober, kurz vor Beginn des neuen akademischen Jahrs. Wären da nicht die unübersehbaren und immer wiederkehrenden Zeichen, dass in diesem Jahr schlicht nichts seinen normalen Gang geht.
An der Haltestelle im Freiburger Stadtteil Günterstal trifft sich die eine Hälfte des neuen deutsch-französischen Studierendenjahrgangs des Frankreich-Zentrums, nur maximal 30 Teilnehmende pro Gruppe sind erlaubt, nur im Freien und alles auf Abstand. Eine der Studierenden kann nicht dabei sein, die Corona-App hat angeschlagen. Auch in der sich in Günterstal versammelnden Gruppe wird die App immer wieder gecheckt, man tauscht sich über die Anreise nach Freiburg aus, die bei den meisten noch kaum eine Woche zurückliegt. Der zweite Teil der Gruppe wird das Ziel der kleinen Wanderung, die nahe der Wiehre gelegene Sternwaldwiese, von der anderen Seite der Stadt, von Littenweiler aus, ansteuern. Man wird sich erst zum gemeinsamen Picknick als ganzer FZ- Jahrgang zusammenfinden.
Nach dem kurzen Anstieg am Waldgasthaus Sankt Valentin vorbei in den stadtnahen (noch nicht ganz so schwarzen) Teil des Schwarzwalds hinein ist Corona allerdings bald fast vergessen, nur noch sichtbar durch die allzeit präsenten Masken, die an manchem Handgelenk baumeln. Das typische deutsch-französische Sprachgewirr und die mal schüchternen, mal kuriosen Kennenlerngespräche, die immer wieder von lautem Lachen unterbrochen werden. Die Zusammenkunft Studierender aus allen Teilen des germano- und frankophonen Sprachraums lässt die angenehme Ahnung studentischer Normalität aufscheinen.
Die gar nicht so wenig schweißtreibende, weil anfänglich relativ steil nach oben führende Wanderung führt vorbei an (sehr kleinen, dafür aber auch sehr zutraulichen) Kühen und einer Blindschleiche, unterwegs retten einige Held*innen einen offenbar verlorengegangenen kleinen Hund, der sich der Gruppe wohl aus Verzweiflung angeschlossen hatte. Und durch die schon sehr herbstlich anmutenden Bäume bieten sich wirklich weitreichende Blicke: Nicht nur über Freiburg, den alles überragenden Münsterturm und die einzelnen Stadtteile, sondern sogar bis nach Frankreich, die sich im Westen wie ein Spiegelbild des Schwarzwalds auftürmende Vogesenkette, die wohl selten so fern schien wie in diesen Tagen.
Am Mittag an der Sternwaldwiese angekommen, ist immerhin der Regen ausgeblieben, sogar die Sonne scheint ein wenig durch die Bäume. Der neu zusammengesetzte Jahrgang scheint allen Einschränkungen zum Trotz schon gut zusammengefunden zu haben, die beiden Gruppen sind sichtlich froh, wieder vereint zu sein. Der Erstsemester-Ausflug war allen Hindernissen zum trotz ein voller Erfolg, ein kleines Stück Normalität in diesem Ausnahme-Semester.
Ein Beitrag von Rebecca Junglas.
Thema: Deutsch-Französische Journalistik, Interkulturelle Studien - Deutschland und Frankreich, Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Studiengänge | Kommentare geschlossen