Vortrag von Georg Felsheim: Neue Chancen für Europa: Eine Dynamisierung der französisch-deutschen Partnerschaft mit Emmanuel Macron
Mittwoch, 5. Dezember 2018 |
In seinem Vortrag aus Anlass der jährlichen Mitgliederversammlung des Fördervereins am 30.11.2018 gelang es Georg Felsheim nicht nur, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern die Europapolitik Macrons verständlich zu machen, sondern auch, den Brexit einmal in einem anderen Licht zu sehen.
Auch in diesem Jahr lud der Förderverein des Frankreich-Zentrums Ende November aus Anlass seiner jährlichen Mitgliederversammlung zu einer Vortragsveranstaltung ein und wie schon im letzten Jahr stand beim diesjährigen Vortrag am 30.11.2018 insbesondere eine Figur im Zentrum des Interesses: Der französische Präsident Emmanuel Macron, diesmal vor allem im Spiegel Europas.
Eingeladen nicht nur zum Vortrag, sondern auch zur anschließenden Diskussion mit dem Freiburger Politikwissenschaftler Dr. Marcus Obrecht und dem Publikum war in diesem Jahr Georg Felsheim. Der politische Gesandte der Deutschen Botschaft in Paris konnte vor zahlreich erschienenen Besuchern nicht nur eine eindrückliche Perspektive auf Emmanuel Macron und seine Politik, sondern auch auf die deutsch-französischen Beziehungen und darüber auf die Zukunft der EU eröffnen. Dabei gelang es ihm sogar, dem Brexit wenigstens etwas Positives abzugewinnen und der Zuhörerschaft einmal mehr vor Augen zu führen, wie wichtig das deutsch-französische Gespann, der deutsch-französische Motor, als der er gerne bezeichnet wird, weiterhin und gerade jetzt für die Idee Europa ist.
Knapp anderthalb Jahre ist Emmanuel Macron als Staatspräsident inzwischen im Amt; das ist lange genug, um einen ersten Blick zurück zu werfen: Die Zustimmungswerte unter den Franzosen für ihren Präsidenten, so steigt Felsheim in seine Betrachtungen ein, sind während dieser Monate deutlich zurückgegangen. Die ehemalige „Lichtgestalt“, der bei ihrem ersten Auftreten auf der großen Bühne das scheinbar Unmögliche gelang, den traditionsreichen rechts-links-Dualismus in der Politik förmlich außer Kraft zu setzen, scheint inzwischen auf dem harten Boden der Realität angelangt zu sein. Dennoch ist sein politischer Gestaltungswille nach wie vor groß: „Als Präsident verfolgt Macron ehrgeizige Ziele“, so Georg Felsheim.
Es folgt eine Überblicksdarstellung der Reformen, die Macron bereits durchgesetzt hat, aber auch derer, die noch anstehen – ein Thema, das auf den ersten Blick etwas trocken anmuten mag, als das es Felsheim durch seine an den richtigen Punkten eingestreuten Zitate (wie beispielsweise Macrons Credo: „Europa ist kein Supermarkt, Europa ist gemeinsames Schicksal“) und sein Gespür für das Publikum aber zu keinem Zeitpunkt erscheinen ließ. Hochaufmerksam folgten die Gäste seinen Ausführungen bis hin zu der Feststellung, dass Macron trotz aller Herausforderungen und Probleme „fest im Sattel“ sitze und den damit verbundenen Erklärungen, wie sich die beschriebenen Reformen legitimierten.
Von Frankreich und Macrons Politik ausgehend warf Felsheim darauf einen Blick auf die deutsch-französischen Beziehungen, wobei er betonte, dass es hier bereits eine ganze Reihe von Punkten gebe, die sich sehen lassen könnten: „Deutschland und Frankreich eint der starke Wille, Europa voranzubringen.“ Er nannte jedoch nicht nur die historischen Aufträge des „deutsch-französischen Gespanns“ als maßgeblich für seine erfolgreiche Zusammenarbeit, sondern führte auch aus, dass die beiden Länder gerade deshalb so eng und produktiv zusammenarbeiteten, weil sie in vielen wesentlichen Aspekten so unterschiedlich seien. Und er äußerte sich zuversichtlich im Hinblick darauf, dass auch zukünftig auf diese Zusammenarbeit gesetzt werden könne.
Natürlich warf Felsheim neben dem Blick auf das Vergangene und das Gegenwärtige seinen Blick auch in die Zukunft und die europapolitischen Schwerpunkte der nächsten Wochen und Monate, wobei er 2019 als ein „wichtiges Jahr für Europa“ bezeichnete. Dabei sticht natürlich vor allem das Thema „Brexit“ ins Auge. Und auch bei diesem Thema schafft es Felsheim, die Perspektive seiner Zuhörerinnen und Zuhörer zu erweitern: Zwar gebe es im Falle des Brexit keine Gewinner oder zumindest keine Gewinner in Europa, betont er, auf der anderen Seite könne man aber, wenn man ihm etwas Positives abgewinnen möge, die Komplexität der Verhandlungen und auch das geschlossene Auftreten der EU in den Brexit-Verhandlungen als unverkennbares Zeichen für die enge Verwobenheit und Verbundenheit der Mitgliedstaaten sehen.
Entsprechend der vielen Denkanstöße, die der Vortrag gegeben hatte, hatte auch die folgende Diskussion keinerlei Schwierigkeiten, in Gang zu kommen. Hier wurden interessante Fragen gestellt und aufschlussreiche Antworten gegeben. Auf die Frage etwa, warum zunächst ein zweiter Elysée-Vertrag aufgesetzt werde, bevor die wichtigsten Punkte im ursprünglichen Vertrag überhaupt zur Gänze umgesetzt worden seien, antwortete Felsheim, er stimme dem völlig zu, dass Sprache das A und O des europäischen Gedankens sei. Und legte, ein wenig schmunzelnd, nahe, das Saarland als bilinguales Land können sich auch andere Bundesländer zum Vorbild nehmen.
Die Diskussion und somit den offiziellen Teil des Abends, der in einen Empfang im Casino des Haus zur Lieben Hand mündete, schloss Georg Felsheim mit einem augenzwinkernden Ausblick, der ein Lachen im Publikum auslöste, dem der Beifall auf dem Fuße folgte: Auf die Bemerkung, es werde in Zukunft schwieriger, entgegnete er ein entschlossenes „Aber wir schaffen das!“.