Ausflug des Fördervereins nach Sélestat
Dienstag, 28. Mai 2019 |
Der jährliche Ausflug des Fördervereins führte dessen Mitglieder und Studierende des Frankreich-Zentrums in diesem Jahr nach Sélestat ins Elsass, wo die Bibliothèque Humaniste nach vierjähriger Renovierungspause im letzten Jahr für Besucher wiedereröffnet hat. Dort zeigt sich, dass der Europäische Geist, den wir heute leben, auch schon im 15. Jahrhundert erstaunlich lebendig war.
Das Wetter meinte es anfänglich nicht allzu gut mit den Exkursionsteilnehmenden in diesem Jahr: Als man sich am frühen Nachmittag vor dem Freiburger Konzerthaus zum Aufbruch nach Sélestat zusammenfand, begannen bereits dicke Regentropfen vom Himmel zu fallen. Die Hoffnung, auf der linken Rheinseite würde die Sonne mit angenehmen Maiwetter aufwarten, wurde spätestens kurz nach der Ankunft in Sélestat zerschlagen, das sich zunächst hinter grauen Regenschleiern versteckt darbot. Das tat der allgemeinen Stimmung jedoch keinen Abbruch und nachdem die Humanistenbibliothek als zentraler Treffpunkt einmal gemeinsam angesteuert worden war, wurde das wirklich sehr pittoreske Elsass-Städtchen eine Stunde lang zu Fuß erkundet, denn einen schönen Ort vermögen auch graue Regenwolken nicht zu entstellen.
Das eigentliche Highlight des Ausflugs aber war in der Tat der anschließende Besuch der Bibliothèque Humaniste, die bis Sommer 2018 wegen aufwändiger Renovierungsarbeiten über vier Jahre lang für Besucher unzugänglich war. Und selbst wer die Räumlichkeiten vor dem Umbau gar nicht kannte, dem wird nicht verborgen geblieben sein, dass die Renovierung sich gelohnt hat und durchweg gelungen ist: Eine der größten neuzeitlichen Dokumentensammlungen, die 2011 zurecht ins UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde, bot sich den Ausflüglern in einem lichtdurchfluteten Raum mit auflockernder Stabkonstruktion an der Decke in all ihrer Pracht. In einer deutschen und einer französischsprachigen Führung lernten die Teilnehmenden nicht nur eine ganze Menge Wissenswertes über die Humanistenbibliothek und ihren Begründer, den Gelehrten Beatus Rhenanus, sondern auch Umfassendes etwa zur Geschichte des Buchdrucks und des europäischen Humanismus.
Dank der digitalen Archivierung der beeindruckenden Handschriften, Inkunabeln und Bücher sind diese nicht nur durch Vitrinenglas abgesichert zu bestaunen, sondern können daneben in digitaler Variante am Bildschirm nach Belieben umgeblättert, durchstöbert und vergrößert werden – ein Angebot, das die Besucher im Anschluss an die Führung gerne und ausführlich wahrnahmen.
Und auch der Humor kam nicht zu kurz: Ein Schmunzeln dürfte wenigstens den deutschen Exkursionsteilnehmenden die Ausführungen dazu entlockt haben, dass Gutenberg den Buchdruck gar nicht erfunden habe – Gutenberg, der im französischen Teil der Grenzregion auch gerne mal zum Elsässer wird. Besonders in Erinnerung geblieben wird den Besuchern wohl auch ein Blick ins Schulheft von Beatus Rhenanus sein, in dem sich Diktate neben Tintenflecken und kleinen Kritzeleien fanden – auch die Studienzeit des humanistischen Gelehrten brachte Momente der Langeweile oder Zerstreuung im Unterricht mit sich.
Nach dem Besuch im Museum ist allen klar: Es hätte kaum ein passenderes Ziel für eine interkulturelle deutsch-französische Institution gegeben. So betonten es auch noch einmal Professor Daniel Jacob, Leiter des Frankreich-Zentrums, und Philipp Frese, Vorstand des Fördervereins, in ihren kurzen Ansprachen vor dem Diner. Zum Abschluss nämlich fand man sich bei Galettes und Cidre in der Crêperie Crêp’ôz in unmittelbarer Nachbarschaft der Bibliothek zu angeregten und anregenden Gesprächen zusammen.
Und sogar das Wetter gab sich am Ende doch noch ganz versöhnlich: Die auf die nachmittäglichen Regenschauer folgenden herausbrechenden Sonnenstrahlen erlaubten auf der Rückfahrt nach Freiburg einige spektakuläre Blicke auf Lichtimpressionen in den Vogesen.